»Erkenne dich selbst!«, stand über dem Eingang zur antiken Welt geschrieben. Über dem Eingang zur neuen Welt wird geschrieben stehen: »Sei du selbst.« Und die Botschaft Christi an den Menschen lautete einfach: »Sei du selbst.« Dies ist das Geheimnis des Christus.
Oscar Wilde (1854-1900)
Das antike »Erkenne dich selbst!« bedeutete vor allem, die eigene Begrenztheit wahrzunehmen, die Vergänglichkeit und Unvollkommenheit – im Gegensatz zur Göttlichkeit der Götter und Göttinnen.
Tatsächlich habe ich immer noch den Eindruck, dass heute das Streben nach Vollkommenheit und Unvergänglichkeit unser Denken und Fühlen mehr bestimmt als die Bereitschaft, das eigene So-Sein anzunehmen.
Perfekte Körper und eine scheinbar ewige Jugend, die einem in den Bildern der Zeitschriften und sozialen Medien begegnen, mögen ein Ausdruck dieses Strebens nach Vollkommenheit sein.
Wir finden Gott aber nicht in einer Vollkommenheit jenseits dieser unvollkommenen Welt. Es gibt kein anderes Medium als diese Welt und kein anderes als unser Leben, wo Gott sich zeigt.
Es wird Zeit, immer tiefer zu verstehen und zu vertrauen, dass schon alles da ist. Es wird Zeit, das Potenzial zu schöpfen, das in uns steckt.
Und wenn Paulus sagt: »Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir« (Gal 2,20), dann heißt das nicht, dass wir alles verlieren, sondern dass wir uns entspannen können, weil alles schon da ist. Wir müssen uns nicht anstrengen, wie Gott zu sein.
Alles, was wir bei barfuß+wild tun, dient letztlich dazu, immer wieder neu den Raum dafür zu schaffen, das heißt die Asche beiseite zu kehren und Platz zu schaffen für eine neue Glut, die uns unsere Lebendigkeit und Verbundenheit spüren lässt und Kraft gibt, das eigene Potenzial zu entfalten.
Ich freue mich sehr auf das Online-Lagerfeuer-Event kommende Woche, am Donnerstag, dem 4.11., und falls Du noch nicht angemeldet bist: Du bist herzlich willkommen!
Und heute Abend gibt es wieder einen Sing Along – auch dazu herzlich willkommen.
Pace e bene,
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Nicht mehr ich lebe, …
AUSATMEN
… sondern Christus lebt in mir.
(Gal 2,20)
JOURNAL
Welche Anstrengung kannst Du aufgeben, wenn Du Du selbst bist?
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Mein Blick auf mich und auf andere hat sich verändert. Ich habe nicht mehr die Angst, keine Zukunft zu haben. Ich nehme immer wieder das Gefühl der Verbundenheit mit allem wahr. Ich habe den Eindruck, dass sich etwas in mir auf eine langsame Weise bewegt.«
Elisabeth
EREMOS-WOCHEN
PERLENGEBET
…, der mit uns nackt geboren ist.
Es ist alles schon da – das fühlt sich entspannt an😊
Die Selbsterkenntnis geht der Selbstwerdung voraus. Ich denke, dass es mit einem vereinfachten „so bin ich nun mal, so bleib ich und gut ist’s“ nicht getan ist. Wer bin ich denn wirklich und wie bin ich wirklich, wenn alles, was ich im Laufe des Lebens von anderen (Eltern, Lehrer, Sozialisation etc.) angenommen/übernommen habe, der Selbstprüfung unterzogen wird? Wenn die Masken abgelegt werden und die Hüllen fallen – was bleibt da übrig, als wahres Selbst? Ich meine, die Lebensaufgabe besteht darin, zu werden, der man ist. Dann kann man sein. Insofern halte ich es mit Alfred Selacher: „Es gibt kein Sein,… Weiterlesen »
Ja, genau so passt es für mich auch. Vielen Dank für diese Ergänzung.
Sei du selbst, ist leicht gesagt. Anke sieht es m. E. richtig: Erst mal sich erkennen und dann entwickeln-das ist harte Arbeit. Wer sieht sich denn schon objektiv? Wir idealisieren uns doch alle. Keiner mag seinen Schatten. Für Entwicklung braucht es Gnadenzuschuss. Die kommt nicht von allein. Gnade will unsere Mitarbeit. Man selbst sein ist reifes Spätstadium.
Ich kann die Anstrengung aufgeben, wenn ich selbst bin die Haare zu färben, sondern mich so annehmen wie ich bin, meine normale Haarfarbe ist braun und ich habe immer Strähnchen gemacht . Aber weil das nötige Kleingeld fehlte, habe ich sie jetzt so braun gelassen und viele fanden es gut , aber auch wenige nicht. Ich musste mich auch erst wieder daran gewöhnen an mein ICH SELBST. aber ich gefiel mir mit jedem Tag mehr. Ich habe Bewerbungen abgeschickt mit meinen alten Strähnchen und die Chefinnen und Chefs haben mich gefragt ob ich nicht wieder meine Strähnchen machen würde, ich… Weiterlesen »